Sommerfahrt Südfrankreich Teil 2 – Durch das vielfältige Languedoc
Der Campingplatz, auf dem wir für zwei Wochen unsere Kohten aufgeschlagen hatten, lag zwar nicht in unmittelbarer Nähe des Mittelmeeres, aber via Autobahn war dieses binnen kurzer Zeit zu erreichen, und so zögerten wir nicht, auch diese Seite des Languedoc zu erkunden. Ein besonderes Ziel war dabei die mittelalterliche Festungsstadt Aigues-Mortes, deren Name – übersetzt bedeutet er „tote Wasser“ – eigentlich nichts Spannendes verheißt. Aber weit gefehlt, denn die Stadt war ursprünglich als Hafenstadt konzipiert und wurde im Mittelalter inmitten einer Sumpflandschaft gleichsam ins Meer hineingebaut. Bis ins 15. Jahrhundert war sie eine der bedeutendsten Hafenstädte Frankreichs, lebhafter Handel ließ die Stadt erblühen und als Ausgangspunkt mehrerer Kreuzzüge war sie von großer strategischer Bedeutung. Allerdings zog sich im Laufe der Jahrhunderte das Meer mehr und mehr zurück und die Umgebung der wehrhaften Stadt versandete zusehends. Ihres Hafens beraubt, versank die einst so wohlhabende Stadt in der Bedeutungslosigkeit, die Einwohner – zusätzlich von der Pest geplagt - lebten fortan vorwiegend von der Salzgewinnung und vom Weinbau, der in dieser Gegend ohnehin eine Jahrtausende alte Tradition aufweisen kann. Wir waren von den mächtigen Festungsmauern, den kilometerlangen Wehrgängen und den engen, malerischen Gassen des Städtchens sichtlich beeindruckt, jedoch forderte die immerfort scheinende Sonne ihren Tribut und verlangte nach einer Abkühlung im erfrischenden Nass des Mittelmeeres. Zu unserem Leidwesen mussten wir aber feststellen, dass wir nicht die einzigen waren, die es an den Strand zog, und für heute sollte sich kein Parkplatz mehr finden lassen. Also ging es zurück auf den Campingplatz, schließlich verfügte dieser ja auch über eine großzügige und gepflegte Poolanlage. Dort vergnügten wir uns dann noch ein wenig und beschlossen, gleich am nächsten Tag erneut ans Meer zu fahren, jedoch in aller Frühe aufzubrechen, um einen strandnahen Parkplatz zu erheischen. Dies gelang uns dann auch prompt und wir konnten einen wunderbar sonnigen Strandtag am Mittelmeer verbringen, wobei unsere Badefreuden lediglich durch den einen oder anderen Sonnenbrand getrübt wurden…Ein Wunder technischer Art erwartete uns Tags darauf: Unweit von Lodève befindet sich der Viadukt von Millau, eine wahrhaft atemberaubende Konstruktion aus Stahl und Beton. Die im Jahre 2004 nach nur drei Jahren Bauzeit fertiggestellte Brücke bildet den Lückenschluss auf der Autobahn 75 Paris-Barcelona und überwindet in einer Höhe von gut 200 Metern die Schlucht des Flüsschens Tarn, auf dem man im übrigen auch sehr gut paddeln kann. Von einem Aussichtspunkt konnten wir dieses beeindruckende Werk der Ingenieurskunst bestaunen, um anschließend noch einen kleinen Abstecher in die Tarnschlucht zu unternehmen. Im Laufe der Jahrmillionen hatte sich das kleine Flüsschen tief in den Kalkstein der hiesigen Hochebene gegraben und man kann heute eine bizarre Felsschlucht bewundern, deren Felswände nahezu senkrecht emporschießen. Diesen geologischen Prozessen ist es auch zu verdanken, dass es in unserer Fahrtengegend einen der besten Käsesorten Frankreichs zu verkosten gibt, nämlich den Edelschimmelkäse aus Roquefort-sur-Soulzon. Das lediglich etwa 650 Einwohner zählende Dorf schmiegt sich eng an die Kalksteinfelsen der Hochebene von Larzac und sieht von weitem aus wie eine kleine Festung. In den zahlreichen Höhlen rund um das Dorf herrscht ein optimales Reifeklima für den köstlichen Käse, den wir im Rahmen einer Käsereibesichtigung natürlich auch genüsslich probierten, schließlich gehört der Roquefort-Käse zu den kulinarischen Höhepunkten der gesamten Region!